Der Spiegel des Richters

G. K. Chesterton, Michael Schwarzmaier (Spr.), Hanswilhelm Haefs (Übers.)

aus der Reihe "Father Brown - Das Original" (34)

Aus dem Garten des Richters Gwynne sind Schüsse zu hören. Zufällig befinden sich ein Polizist und ein Amateurdetektiv in der Nähe. Sie finden den Journalisten Flood im Gebüsch, der erklärt, Father Brown könne seine Unschuld beweisen ...

»Unser Beruf ist der einzige«, sagte Bagshaw, »dessen Profis sich angeblich immer irren. Schließlich würde niemand Geschichten schreiben, in denen Friseure nicht Haare schneiden können, so daß ihnen ein Kunde helfen muß, oder in denen ein Taxifahrer nicht Taxi fahren kann, bis ihm sein Fahrgast die Philosophie des Taxifahrens erläutert. Natürlich würde ich niemals leugnen, daß wir oftmals dazu neigen, uns in ausgefahrenen Geleisen zu bewegen: oder, mit anderen Worten, unter all den Nachteilen leiden, welche die Befolgung von Regeln mit sich bringt. Die Romanschreiber irren aber gerade darin, daß sie uns nicht einmal die Vorteile erlauben, die das Befolgen von Regeln mit sich bringt.«

»Gewiß würde«, sagte Underhill, »Sherlock Holmes sagen, daß er sich an logische Regeln halte.«

»Und hätte damit vielleicht recht«, antwortete der andere. »Doch denke ich an gemeinsame Regeln. Es ist wie bei der Arbeit eines Armeestabes. Wir fügen unsere Informationen zusammen.«

»Und Sie glauben nicht, daß Detektivgeschichten diese Möglichkeit zugeben?« fragte sein Freund.

»Na schön, nehmen wir einen frei erfundenen Fall von Sherlock Holmes und Lestrade, dem Detektiv von Amts wegen.

Sherlock Holmes, sagen wir mal, kann erraten, daß ein ihm völlig Fremder, der die Straße überquert, ein Ausländer ist, nur weil er sich nach dem Verkehr so umsieht, als fließe der nach rechts statt nach links. Natürlich bin ich bereit zuzugeben, daß Holmes das erraten kann. Natürlich bin ich sicher, daß Lestrade nichts dergleichen erraten würde. Doch was man dabei außer Betracht läßt, ist die Tatsache, daß der Polizist, der nicht raten kann, sehr wahrscheinlich bereits wissen könnte. Lestrade könnte bereits wissen, daß der Fremde ein Ausländer ist, bloß weil seine Abteilung den Auftrag hat, alle Ausländer zu überwachen; manche würden sogar behaupten, auch alle Einheimischen.

Als Polizist bin ich froh, daß die Polizei so viel weiß, denn jeder wünscht seine Arbeit ordentlich zu tun. Aber als Bürger frage ich mich manchmal, ob sie nicht zu viel weiß.«

Hörprobe (8:14)
"Der Spiegel des Richters"
aus der Reihe "Father Brown - Das Original"
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enthalten auf den Audio-CDs des Hörbuchs:

Father Browns Geheimnis

10 Father Brown Krimis
  • Father Browns Geheimnis
  • Der Spiegel des Richters
  • Der Mann mit zwei Bärten
  • Das Lied vom Fliegenden Fisch
  • Die Schauspielerin und das Alibi
  • Das Verschwinden von Vaudrey
  • Das schlimmste Verbrechen der Welt
  • Der Rote Mond von Meru
  • Die Klage des Marquis von Marne
  • Flambeaus Geheimnis
2016, cc-live
8 CDs, ca. 470 Min.

lieferbar

35,00 €                                         » Versandkostenfrei bestellen

 

Credits

Gilbert Keith Chesterton (1874 - 1936) war englischer Schriftsteller, Journalist und Essayist, der sich in seinen Schriften mit modernen Philosophien auseinandersetzte und für ideelle Werte eintrat. Unter seinen hundert Büchern sind die bekanntesten "Die Geschichten von Father Brown" (1911 bis 1935).

Michael Schwarzmaier ist in Film und Fernsehen, Theater und Radio sehr präsent und überall da zu Hause, wo Rollen von einem vielseitigen, komödiantischen Charakterschauspieler zu gestalten sind. Als Synchronsprecher lieh er seine sympathische Stimme u.a. Thomas W. Gabrielsson als Leon in der preisgekrönten ZDF-Fernsehserie "Protectors - Auf Leben und Tod".

Hanswilhelm Haefs studierte in Bonn, Zagreb und Madrid. Er war lange Herausgeber des "Fischer Weltalmanachs" und lebte als freier Publizist und Übersetzer in Belgien.

 

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