Mord-Express 27
Peter Hiess, Christian Lunzer, Claus Vester (Spr.)
Der Fall Angel Maturino Resendez
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'Angel Eyes' und der amerikanische Traum
Angel Resendez, bekannt als der "Railway Killer", war ein gewalttätiger Serienmörder, der zwischen 1997 und 1999 mehrere Menschen in der Nähe von Bahngleisen brutal ermordete, darunter auch den Studenten Christopher Maier, während dessen Freundin schwer verletzt, aber überlebend zur einzigen Zeugin wurde. Nach Jahren der Flucht, zahlreichen Festnahmen unter falschen Identitäten und schließlich einem aufsehenerregenden Prozess wurde Resendez 2006 in Texas hingerichtet.
Im September 1979 wurde der junge Mexikaner zum ersten Mal in eine amerikanische Strafanstalt eingeliefert. Als sich die Türen des Staatsgefängnisses von Florida in Starke für ihn öffneten, hatte der zwanzigjährige, zierliche Bursche, den die meisten Leute höchstens für siebzehn hielten, noch keine Ahnung, welche Hölle ihn dort erwartete.
Amerikanische Gefängnisse - zahlreichen Berichten nach vor allem solche in den Südstaaten - sind dafür berüchtigt, kaum einen ihrer Insassen rehabilitiert zu entlassen.
In den Zellen, Werkstätten, Höfen, Gemeinschaftsräumen und Duschen der Anstalten herrschen Gewalt, sexueller Missbrauch und Korruption: Drogen und selbst gebrannter Alkohol sind auf dem gefängnisinternen Schwarzmarkt kaum schwerer zu bekommen als "draußen": rassistische Gangs teilen die Macht über einzelne Blocks unter sich auf und haben meist auch die schlecht bezahlten Wärter in der Tasche. In einer Umgebung wie dieser, wo einzig und allein das Recht des Stärkeren herrscht, war Angel Maturino Resendez, der (wegen Einbruchs, tätlichen Angriffs und Autodiebstahls) von einem Gericht in Miami zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden war, vom ersten Augenblick an ein Opfer. Vor allem die ersten sechs Monate seiner Haftstrafe überstand er nur mit Hilfe der Antidepressiva und Beruhigungsmittel, die von der Gefängnisapotheke ohne viele Fragen ausgegeben wurden.
Trotzdem setzte ihm seine Situation unter den mehr als dreitausend Sträflingen in Starke - darunter viele Lebenslängliche, die ohnehin nichts mehr zu verlieren hatten - psychisch derart zu, dass er sich mehrmals mit ernsthaften Selbstmordgedanken trug.
Später erzählte er seinen Verwandten in Mexiko, dass er wirklich versucht hatte, ein vorbildlicher Gefangener zu sein und sich an die Regeln zu halten - aber diese hätten eben nicht für alle gegolten. Immer wieder sei er Zeuge geworden, wie Häftlinge einander mit selbst gebastelten Waffen getötet hätten; außerdem sei es auch regelmäßig vorgekommen, dass Wärter eine Zelle stürmten und deren Insassen ohne jeden Grund brutal zusammenschlugen. Meist habe er auch unter Schlaflosigkeit gelitten, da im Gefängnis jede Nacht eine Kakophonie aus Schreien, Flüchen und Stöhnen geherrscht habe.
Am schlimmsten, so gestand er seinen engsten Freunden, seien jedoch die sexuellen Übergriffe gewesen. Angel, der in Starke sofort als "hübscher Junge" eingestuft worden war, war fast täglich vergewaltigt oder zu Sex im Austausch für Gefälligkeiten genötigt worden, und zwar nicht nur von seinen Mithäftlingen, sondern auch von dem einen oder anderen Wachebeamten. [...]
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Hörprobe (2:00) "'Angel Eyes' und der amerikanische Traum: Der Fall Angel Maturino Resendezs" aus der Reihe "Mord-Express" Laden des Audioplayers ...
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Downloadmöglichkeiten
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Credits
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Peter Hiess, Jahrgang 1959, ist Journalist, Autor, Übersetzer und nennt sich selbst "Dr. Trash".
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Christian Lunzer wurde 1943 geboren und lebt als Buchhändler und Verleger in Wien. Er war Lehrbeauftrager für Publizistik an der Donau-Universität Krems und hat sich auch als Sachbuchautor einen Namen gemacht.
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Claus Vester sammelte bereits während seines Studiums erste Erfahrungen in der Münchner Theaterszene und bei einem Tourneetheater. Neben seiner Arbeit als Hörbuchsprecher ist er als Synchronsprecher u.a. bekannt als deutsche Stimme von Richard Rycroft (Maester Wolkan) in „Game of Thrones“ und Nicolas in „Monster Island“.
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