familylab kompakt
Werte in Familie und Partnerschaft
Was Familien brauchen und können

Jesper Juul, Claus Vester (Spr.), Daniela Arden (Spr.), Leonard Hohm (Spr.)

Ungekürzte Hörfassung
 
im Jewelcase:

  • 1 Audio-CD
    1 Std. 16 Min.
    2018, cc-live
    ISBN 978-3-95616-434-7
    15 €

(* Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands)

 


»Die Werte oder Wertvorstellungen, die wir zwei bis drei Jahrhunderte lang hatten, sind mehr oder weniger verschwunden. Ich glaube, dass meine Eltern genau so viele emotionale Schwierigkeiten mit ihrer Elternrolle und mit uns Kindern hatten wie die Eltern heute, aber wenn es um Werte ging - also um die Frage, was macht man, wenn dieses oder jenes passiert -, war es eigentlich ganz einfach. Sie konnten sich mit der Nachbarin unterhalten, mit der Schwester, dem Bruder oder mit meinen Lehrern, und die hatten alle irgendwie dieselbe Meinung. Ich kann mich zum Beispiel nicht erinnern, dass meine Eltern und meine Lehrer je gestritten hätten. Wenn meine Eltern meinten, ich wäre ein schlechtes Kind, dann meinten meine Lehrer das auch, und so war es dann auch. So etwas gibt es heute kaum - die armen Lehrer! Die Wertvorstellungen meiner Eltern und der Eltern meiner Freunde waren ganz einfach: "In unserer Familie machen wir, was man macht, und wir machen nicht, was man nicht macht." So war das. Heute gibt es kein "man" mehr. Darüber können wir natürlich trauern und sagen, dass wir etwas ganz Wichtiges verloren haben. Doch ich denke, dass einige der Wertvorstellungen, die wir damals hatten, nicht besonders konstruktiv waren. Als Paare, Partner oder Eltern haben wir heute andere Ziele. Eltern wenden sich an sogenannte Experten und fragen: "Wie macht man das? Mein Kind will kein Gemüse essen, was mache ich? Mein Kind will nicht schlafen, was mache ich? Mein Kind will seine Hausaufgaben nicht machen, was mache ich? Mein fünfzehnjähriger Sohn kommt abends nicht nach Hause, was mache ich?" Ich denke, wir wissen alle, dass es solche Antworten nicht wirklich gibt. (…) Ich glaube, als Eltern muss man sich fragen, wie das eigene Gefühl ist. Und wenn man das Gefühl hat, "jetzt ist es genug" oder "jetzt ist es ein bisschen zuviel", sollte man versuchen aufzuhören. Man kann auch seinen Partner fragen, oder man kann - wenn man wirklich Mut hat - mit diesem Diktiergerät herumlaufen. Aber das sollte man sich dann nur so drei Minuten am Stück anhören und nicht länger.« Jesper Juul

 

 

 

Credits

Jesper Juul (1948 – 2019) war einer der bedeutendsten und innovativsten Familientherapeuten Europas. Über 40 Jahre lang arbeitete der Däne mit Familien; seine Bücher sind Bestseller und wurden in viele Sprachen übersetzt. Sein »gelassener Optimismus« (Der Spiegel) wurde zu seinem Markenzeichen. Dass Eltern nicht perfekt sein müssen, um ihre Kinder dennoch gut zu erziehen, war seine Botschaft. Seine respektvolle, gleichwürdige Art, mit Menschen umzugehen, ist der Kern seiner Bücher und beeindruckt Fachleute und Eltern immer wieder neu. Er gründete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und 19 weiteren Ländern in Europa und Übersee aktiv ist. Jesper Juul war Vater eines Sohnes und Großvater zweier Enkelsöhne.

Claus Vester, 1963 in Düsseldorf geboren, sammelte bereits während seines Studiums erste Erfahrungen in der freien Münchner Theaterszene und bei einem Tourneetheater. Neben seiner Arbeit als Synchronsprecher steht er seit einigen Jahren auch als Sprecher zahlreicher Hörbuch-Produktionen vor dem Mikrofon.